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Die Gemeinwirtschaft : Untersuchungen über den Sozialismus

Ludwig von Mises

Finde dieses Buch bei buch7.de | eurobuch.com | buchhandel.de | books.google.com ASIN=3884050184, Category: Political Philosophy, Language: D, cover: HC, pages: 510, year: 1922.

Der Klassiker in der Entlarvung des marxistischen Unsinns - und der Volksbeglückung, wie Rudolf Steiner den Wohlfahrtsstaat in "Richtkräfte im Chaos" (1916) bezeichnete.

Hier einige ausgewählte Zitate aus Die Gemeinwirtschaft: Untersuchungen über den Sozialismus von Ludwig von Mises, 1922:

Nach marxistischer Auffassung bestimmt das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein. Die Ansichten, die ein Schriftsteller äußert, sind durch seine Klassenzugehörigkeit bestimmt; es ist ihm nicht gegeben, über seine Klasse hinauszuwachsen und sein Denken von der Richtung, die ihm sein Klasseninteresse vorschreibt, zu befreien.
--p12

Damit wird die Möglichkeit einer allgemeinen, für alle Menschen ohne Rücksicht auf ihre Klassenzugehörigkeit geltenden Wissenschaft bestritten, [...] So schützt sich der Marxismus gegen alle unliebsame Kritik; der Gegner wird nicht widerlegt, es genügt, ihn als Bourgeois zu entlarven. Er selbst kritisiert die Leistungen aller Andersdenkenden in der Weise, daß er sie als feile Knechte der Bourgeoisie hinstellt. Marx und Engels haben es nie versucht, ihre Gegner mit Argumenten zu widerlegen. Sie haben sie beschimpft, verspottet, verhöhnt, verdächtigt, verleumdet, und ihre Nachfolger stehen darin nicht zurück. Ihre Polemik richtet sich nie gegen die Darlegungen, immer gegen die Person des Gegners. Solcher Kampfweise gegenüber haben die wenigsten Stand gehalten. Nur wenige, sehr wenige haben sich gefunden, die den Mut aufgebracht haben, dem Sozialismus mit jener Kritik gegenüberzutreten, die überall rücksichtslos anzuwenden Pflicht des wissenschaftlich Denkenden ist.

So konnte es geschehen, daß von Jahr zu Jahr die Gemeinwirtschaft immer mehr an Boden gewann, ohne daß es jemand eingefallen wäre, ihre Verhältnisse grundsätzlich zu untersuchen. So konnte es geschehen, daß eines Tages der marxistische Sozialismus die volle Herrschaft antrat und nun, da er sich anschicken wollte, sein Programm ganz zu erfüllen, erkennen mußte, daß er keine Ahnung von dem hatte, was er durch Jahrzehnte angestrebt hatte.
--p15 ibid

... Marx meint, die sozialistische Gesellschaft werde die Bedürfnisse jedes einzelnen zum Maßstabe der Verteilung machen können. Soviel ist jedenfalls gewiß, daß die Voraussetzung für die Anerkennung eines Rechtes auf Existenz in dem Sinne, in dem es von den Theoretikern des Sozialismus gefordert wird, nur durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel geschaffen werden könnte.

Was für einen gewaltigen Schaden, von dem es sich nie wieder ganz zu erholen vermochte, hat Frankreich in der großen Revolution erfahren! Welch gewaltiger Vorteil war es für England, daß es seit dem 17. Jahrhundert jede Revolution vermeiden konnte! Man sieht daher, wie leichtfertig es ist, die Begriffe demokratisch und revolutionär als gleichbedeutend oder nahe verwandt zu betrachten. Die Demokratie ist nicht nur nicht revolutionär, sie hat gerade die Funktion, die Revolution auszuschalten. Der Kultus der Revolution, des gewaltsamen Umsturzes um jeden Preis, der dem Marxismus eigentümlich ist, hat mit Demokratie nichts zu tun. Der Liberalismus, erkennend, daß die Erreichung der wirtschaftlichen Ziele des Menschen Frieden zur Voraussetzung hat, verlangt nach der Demokratie, weil er von ihr Ausschaltung aller Kampfursachen in der inneren und in der äußeren Politik erwartet. ...

Demokratie ist Selbstherrschaft des Volkes, ist Autonomie. Das aber bedeutet nicht, daß alle in gleicher Weise an der Gesetzgebung und Verwaltung mitwirken müssen. Die unmittelbare Demokratie ist nur in kleinsten Verhältnissen zu verwirklichen.
--p55

Daß die Menschen nicht gleichwertig sind, daß es unter ihnen von Natur aus Führer und Geführte gibt, daran kann auch durch demokratische Einrichtungen nichts geändert werden. Alle können nicht zugleich als Bahnbrecher an der Spitze marschieren, und die meisten wünschen es sich auch gar nicht und hätten nicht die Kraft dazu. Die Idee, daß in der reinen Demokratie das ganze Volk seine Tage ratend und beschließend etwa in der Weise zu verbringen hätte wie die Mitglieder eines Parlaments zur Zeit der Tagung, entstammt einer Vorstellung, die man sich nach dem Vorbild der Verhältnisse in den altgriechischen Stadtstaaten der Verfallszeit gebildet hat.

Man übersieht dabei, daß jene Gemeinwesen in Wahrheit gar nicht demokratisch waren, da sie die Sklaven und alle jene, die nicht das Vollbürgerrecht besaßen, von jeder Teilnahme am öffentlichen Leben ausschlossen. Bei Heranziehung aller zur Mitwirkung ist das Ideal der reinen wie das der unmittelbaren Demokratie undurchführbar. Es ist aber auch nichts anderes als pedantischer naturrechtlicher Doktrinarismus, wenn man die Demokratie gerade in dieser unmöglichen Gestalt verwirklicht wissen will.

Um das Ziel zu erreichen, dem die demokratischen Einrichtungen dienen wollen, ist nichts weiter erforderlich als daß Gesetzgebung und Verwaltung sich nach dem Willen der Volksmehrheit richten; das aber leistet auch die mittelbare Demokratie ganz. Nicht daß jeder selbst Gesetze schreibt und verwaltet, macht das Wesen der Demokratie aus, sondern das, daß Gesetzgeber und Regierer vom Volkswillen in der Weise abhängig sind, daß sie friedlich gewechselt werden können, wenn sie sich in einen Gegensatz zu ihm gestellt haben.
--p55

Das Wesen der marxistischen Dialektik ist Wortfetischismus.
--p63

Schon die Dichter der Antike preisen die alten herrlichen Zeiten der freien Liebe, wie sie auch das Lob der saturnischen Zeiten der Eigentumslosigkeit ertönen lassen. Der Marxismus folgt auch hierin dem Beispiel des älteren Utopismus. Wie er die Abschaffung des Sondereigentums durch den Hinweis auf seinen geschichtlichen Ursprung und die Abschaffung des Staates damit zu begründen sucht, daß der Staat "nicht von Ewigkeit her" ist und daß es Gesellschaften gegeben habe, die "von Staat und Staatsgewalt keine Ahnung" gehabt hätten, so sucht er auch die Ehe damit zu bekämpfen, daß er ihren geschichtlichen Ursprung zu erweisen sucht. Dem Marxisten ist die geschichtliche Forschung nichts als ein Mittel der politischen Agitation.
--p70

Spricht [Marx] vom "gesellschaftlichen Charakter" der kapitalistischen Produktion, dann meint er den abstrakten Begriff der Gesellschaft; spricht er von der "Gesellschaft", die unter den Krisen leidet, dann meint er die personifizierte Gemeinschaft der Menschen. Spricht er aber von der "Gesellschaft", die die Expropriateure expropriiert und die Produktionsmittel "vergesellschaftet" so meint er eine konkrete Gestalt gesellschaftlicher Vereinigung. Und alle diese Bedeutungen werden immer wieder in den Beweisketten so vertauscht, wie es das Beweisthema gerade erfordert, um Unbeweisbares scheinbar zu beweisen. Diese mit klugem Vorbedacht gewählte und festgehaltene Redeweise verfolgt zugleich den Zweck, den Ausdruck "Staat" oder einen gleichbedeutenden zu vermeiden. ... Damit gelingt es ihm, den tiefen, unüberbrückbaren Gegensatz, der zwischen der Demokratie und dem Sozialismus klafft, zu verschleiern. Es zeugt nicht gerade von großer Denkkraft der Menschen, die in den dem Weltkrieg unmittelbar vorangegangenen Jahrzehnten gelebt haben, daß sie diese Sophismen nicht durchschaut haben.

Die moderne Staatslehre versteht unter "Staat" einen Herr-schaftsverband, einen "Zwangsapparat", der nicht durch seinen Zweck, sondern durch seine Form charakterisiert wird. Der Marxismus hat den Begriff "Staat" willkürlich so eingeschränkt, daß der sozialistische Staat in ihm nicht eingeschlossen war. "Staat" sollen nur jene Staaten und Staatsformen genannt werden, die das Mißfallen der sozialistischen Schriftsteller erregten. Für den von ihnen angestrebten Zukunftsstaat wurde diese als schimpflich und herabsetzend angesehene Ausdrucksweise mit Entrüstung zurückgewiesen. Er wird als Gesellschaft bezeichnet. So konnte es geschehen, daß die marxistische Sozialdemokratie auf der einen Seite vom "Zerbrechen" der Staatsmaschine, vom "Absterben" des Staates phantasieren konnte, während sie auf der anderen Seite alle staatsfeindlichen, anarchistischen Bestrebungen auf das schärfste bekämpfte und eine Politik verfolgte, die geradewegs zur Staatsallmacht hinführt.
--p116/117

Der zweite Mangel der Arbeitsrechnung ist die Nichtberücksichtigung der verschiedenen Qualität der Arbeit. Für Marx ist alle menschliche Arbeit ökonomisch von gleicher Art, weil sie immer "produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw." ist. "Komplizierte Arbeit gilt nur als potenzierte oder viel mehr multiplizierte einfache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit. Daß diese Reduktion beständig vor sich geht, zeigt die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar". Böhm-Bawerk hat nicht unrecht, wenn er diese Argumentation "ein theoretisches Kunststück von verblüffender Naivität" nennt.
--p121

Doch der Sozialismus, auch der von Marx, sieht im Unternehmer einen der gesellschaftlichen Produktion Fremden, dessen ganzes Tun sich im Aneignen von Mehrwert erschöpft. Er meint, es genüge, diese Parasiten zu enteignen, um den Sozialismus herzustellen. Ihm und noch deutlicher manchen anderen Sozialisten schwebt dabei die Erinnerung an die Bauerbefreiung und an die Aufhebung der Sklaverei vor. Doch die Stellung des Grundherrn war eine ganz andere als die des Unternehmers. Der Grundherr hatte auf die Produktion keinen Einfluß. Er stand außerhalb des Produktionsprozesses; erst wenn der beendet war, trat er mit seiner Forderung auf einen Teil des Ertrages auf. Der Gutsherr und der Sklavenbesitzer aber behielten ihre Stellung als Leiter der Produktion auch nach Aufhebung der Frohnden und der Sklaverei. Daß sie fortan die Arbeiter voll entlohnen mußten, änderte nichts an ihrer wirtschaftlichen Funktion. Doch der Unternehmer erfüllt eine Aufgabe, die auch im sozialistischen Gemeinwesen versehen werden müßte. Das sieht der Sozialismus nicht oder will es nicht sehen.

Das Unverständnis des Sozialismus für die Stellung des Unternehmers artet in Idiosynkrasie aus, sobald das Wort Spekulant fällt. Hier hat schon Marx, ungeachtet der guten Vorsätze, die ihn geleitet haben, sich ganz im "kleinbürgerlichen" Fahrwasser bewegt, und seine Schule hat ihn hierin noch übertroffen. Alle Sozialisten übersehen, daß auch im sozialistischen Gemeinwesen jede wirtschaftliche Handlung auf eine ungewisse Zukunft abgestellt werden muß, und daß ihr wirtschaftlicher Erfolg auch dann ungewiß bleibt, wenn sie technisch geglückt ist. Sie sehen in der Unsicherheit, die zur Spekulation führt, eine Folge der Anarchie der Produktion, während sie in Wahrheit eine Folge der Veränderlichkeit der Bedingungen des Wirtschaftens ist.

Die große Menge ist unfähig zu erkennen, daß im Wirtschaftlichen nichts beständig ist als der Wechsel. Sie sieht den augenblicklichen Stand der Dinge als den ewigen an, so sei es stets gewesen und so werde es stets sein. Wären sie aber selbst imstande, das [mit Hilfe Gottes?] einzusehen, sie würden den Problemen, die es dem Handeln stellt, ratlos gegenüberstehen. Vorauszusehen und vorzusorgen, neue Wege einzuschlagen, ist stets nur Sache der wenigen, der Führer, gewesen. Der Sozialismus ist die Wirtschaftspolitik der Massen, der vielen, die dem Wesen der Wirtschaft fernestehen; die sozialistischen Theorien sind der Niederschlag ihrer Anschauungen über das Wirtschaftsleben. Wirtschaftsfremde und Wirtschaftslose haben ihn geschaffen und hängen ihm an.
--p200f

Die Sozialversicherung ist der Weg, auf dem der Arbeiter zum "Funktionär", zum "Beamten" gemacht werden soll."
--p469

Die interventionistische Politik schafft tausende und tausende von Stellen, auf denen es sich auf Kosten der übrigen Glieder der Gesellschaft sicher, ruhig und ohne allzuviel Arbeit leben läßt. [...] Sozialismus und Destruktionismus finden ihre stärkste Stütze heute in den Millionen, für die Rückkehr zu freieren Wirtschaftsformen zunächst und unmittelbar eine Schädigung ihrer Sonderinteressen bedeutet.
--p491

Niemand hat den Liberalismus weniger verstanden als jene, die in den letzten Jahrzehnten behauptet haben, Liberale zu sein. Sie haben geglaubt, "Auswüchse" des Kapitalismus bekämpfen zu müssen; damit haben sie die charakteristische asoziale Betrachtungsweise der Sozialisten ohne Bedenken übernommen. Eine Gesellschaftsordnung hat keine "Auswüchse", die man beliebig beschneiden kann. [...] Die Spekulation zum Beispiel, die zum Wesen alles Wirtschaftens, auch des in einer sozialistischen Gesellschaftsordnung gehört, kann in ihrer dem Kapitalismus eigenen Form nicht verdammt werden, weil der Moralrichter ihre gesellschaftliche Funktion verkennt.
--p496

Und wer die Gesellschaft und ihre Fortbildung will, muß auch, ohne alle Einschränkungen und Vorbehalte, das Sondereigentum an den Produktionsmitteln wollen.
--p502 (letzter Satz des Buches)