Welterfahrung und Kunstgestalt. Über die Notwendigkeit von Kunst und Dichtung
Detlev Lüders
Finde dieses Buch bei buch7.de | eurobuch.com | buchhandel.de | books.google.com ASIN=3826028309, Category: Philosophy, Language: D, cover: PB, pages: 283, year: 2004.
- "Der liebe Gott könnte uns recht in Verlegenheit setzen,
wenn er uns die Geheimnisse der Natur sämtlich offenbahrte:
wir müssten vor Unteilnahme und Langweile nicht was wir
anfangen sollten."
[-- Binnenzitat von Goethe (1818)]
"Geheimnisse sind für den Menschen wesens-notwendig.
Eine geheimnislose Welt wäre nicht nur leer und langweilig;
vor allem wäre sie eine Illusion."
-- Zitat, p55
"Was ist das Schwerste von allem?
Was dir das Leichteste dünkt:
Mit den Augen zu sehen,
was vor den Augen dir liegt."
-- J.W. von Goethe
Nach Ansicht von Lüders liegt ein Schlüssel des Ge-wahr-werdens der Wirklichkeit in den Mythen Hölderlins. Das Buch enhält auch einen kritischen Briefwechsel mit einem belesenen Herausgeber Carl Otto Conrady (ab S. 117); aus den von Lüders verfassten Briefen hier einige kurze Zitate:
- "Das Einfache ist nicht das Unkomplizierte. Es ist das die Vielheit
einigende Faktum der irdisch-himmlischen Ganzheit der Welt."
-- Zitat p123
"... dass auch im Zusammenhang mit der Interpretation des Gottes der Zeit von der "Materie" die Rede ist, und dass spätestens hier die von Ihnen gewünschte Aufklärung erfolgt, indem nämlich zugleich gesagt wird, inwiefern die Erfahrung der Materie der 'Ergänzung' durch die Erfahrung des Gottes bedarf - wenn man es einmal so unzulänglich ausdrücken will"
-- Zitat p123f
"wenn der erste Abschnitt meines Aufsatzes, ... von diesem oder jenem Leser als eine Provokation genommen werden sollte, so wäre das nicht das Schlechteste. Das eintönige Grau unserer heutigen Literaturbetrachtung hat jede Beunruhigung bitter nötig."
-- Zitat p124
"... welch ungeheure Zumutung Hölderlins Dichtung für das Weltverständnis der Menschen des späten 20. Jahrhunderts darstellt - gesetzt, wir bringen die Kraft auf, das von Hölderlin Gesagte überhaupt, über eine etwaige Bezauberung hinaus, als eine Zumutung zu begreifen. Aber diese Zumutung ist kein subjektiv massloses Fordern; sie ist das "Heilsame" selbst, ..."
-- Zitat, p128
Kurzbeschreibung
Dieser Band enthält Aufsätze über Dichter, Maler und Denker — von Goethe und Hölderlin über Brentano, Mörike und Trakl bis zu van Gogh und Heidegger — sowie kunsttheoretische und kulturkritische Arbeiten. Die Beiträge sind, bei vielfältiger Thematik, durch eine gemeinsame Grundfrage eng miteinander verbunden: Sie stellen wieder die lange vernachlässigte, aber entscheidende Frage, was Dichtung und Kunst in ihrem Wesen sind und was sie für den Menschen leisten. Grundlegend ist dabei Hölderlins Einsicht, daß der Dichter "die Welt im verringerten Maßstab darstellt". Diese "Welt" zeigt sich als der unausschöpfbare Wesensraum des Menschen, für dessen Erkenntnis verengende Methoden wie etwa die psychologische oder soziologische unangemessen bleiben. Das Erscheinen der menschlichen "Welt" im Kunstwerk ist vor allem dem Stil zu verdanken: Er ermöglicht es, daß 'Welterfahrung' sich als 'Kunstgestalt' verkörpern kann. Sein Wesen wird im vorliegenden Band grundlegend erörtert. Die Aufsätze wenden sich an eine breitere Öffentlichkeit. Ihre Sprache ist frei vom Fachjargon und gut lesbar. Sie setzen sich kritisch mit der derzeitigen Gesellschaft und ihrem Kunstverständnis auseinander und sind ein aktueller, zum Überprüfen eigener Positionen einladender Beitrag zur gegenwärtigen, höchst kontroversen Diskussion über Dichtung, Kunst und Kultur.