Über die Liebe oder Platons Gastmahl: Lateinisch-Deutsch
Marsilio Ficino (Autor), Paul Richard Blum (Herausgeber), Karl Paul Hasse (Übersetzer)
Finde dieses Buch bei buch7.de | eurobuch.com | buchhandel.de | books.google.com ASIN=3787316701, Category: Philosophy, Language: D, cover: PB, pages: 412, year: 2004.
Marsilio Ficino (1433 - 1499): "Über die Liebe und Platons Gastmahl" ist online.
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"Die wahre Liebe ist ein Aufwärtsstreben zur übersinnlichen Schönheit und wird
in uns durch den Anblick der körperlichen Schönheit erweckt.
Die entartete Liebe ist ein Absturz vom Anschauen zur Berührung."
– S.220
"Nach Platons Lehre, sagt Ficino, besteht der Körper aus
Materie und Quantität. Der Materie eignet nur Ausdehnung und Leiden,
wobei auch die Ausdehnung eigentlich als Leidenszustand zu fassen ist; die Quantität
aber besteht nur in Ausdehnung und Teilbarkeit. Dem
Körper an sich kommt also keinerlei Tätigkeit zu."
– Zitat aus der Einleitung*
"Allein die Seele, sage ich, fühlt sich derart von dem Reiz der Körperlichkeit angezogen, daß sie ihre eigene Schönheit außer acht läßt und, ihrer selbst vergessend, sich mit Inbrunst der Form des Körpers hingibt, welche doch nur der Schatten ihrer eigenen Schönheit ist. Daher das grausame Schicksal des Narkissos, welches Orpheus besingt! Daher das beklagenswerte Mißgeschick der Menschheit! Der Jüngling Narkissos, d. i. die Seele des unbesonnenen und unerfahrenen Menschen, hat nicht acht auf das eigene Antlitz; dies bedeutet: sie mißachtet die eigene Substanz und das eigene Vermögen. Statt dessen geht er seinem Schatten im Wasser nach und sucht ihn zu umarmen; das bedeutet: die Seele staunt die Schönheit in dem gebrechlichen Körper, die gleich dem Wasser dahinschwindet, an, obwohl diese nur das Schattenbild der Seele ist. Seine eigene Gestalt läßt er im Stich und kann doch den Schatten nie ergreifen: indem die Seele dem Körper nachgeht, gibt sie sich selbst auf und findet doch durch die Gemeinschaft mit dem Körper keine Befriedigung; denn in Wirklichkeit trägt die Seele kein Verlangen nach dem Körper, sondern sehnt sich, wie Narkissos, nach ihrer eigenen Schönheit, da ja die körperliche Form, welche sie lockt, nur das Abbild ihrer Schönheit ist. Sie gewahrt ihren Irrtum nicht und kann deshalb, indem sie einem anderen Gegenstand, als dem erwünschten, nachgeht, nie ihr Sehnen stillen. Darum löst er sich in Tränen auf, das bedeutet: nachdem die Seele sich selbst entsunken und in den Körper hinabgetaucht ist, wird sie von verhängnisvollen Störungen heimgesucht; mit körperlicher Unreinheit besudelt, erstickt sie gleichsam und stirbt hin, indem sie fortan mehr als Körper, denn als Seele erscheint. Weil aber Diotima den Sokrates vor diesem Tode bewahren wollte, führte sie ihn vom Körper zur Seele, von der Seele zum Engel und vom Engel zu Gott zurück."
"Unser Erkennen ist also ein Schauen der Urbilder (der rationes aeternae) durch die
angeborenen Ideen unseres Geistes."
– Einleitung, p23
"alles Erkennen und mithin auch alles Lernen eine Wiedererinnerung
sei, da die Seele in ihrem vorzeitigen übersinnlichen Sein die Ideen
aller Dinge geschaut habe."
– Anmerkungen, p245.
Ist es nicht erstaunlich, was Ficino bzw. Platon damals schon alles wussten?
Man vergleiche dies mit dem, was Hegel spaeter ueber das selbe Thema in "Das Leben Jesu. Harmonie der Evangelien nach eigener Übersetzung" schrieb.
Links:
Comprehensive biography and main characteristics of Ficino's philosophie in The Internet Encyclopedia of Philosophy by James G. Snyder
*) Evtl. wusste schon Platon: wir bewegen uns nicht selbst! - wie es auch Karl Ballmer und Rudolf Steiner behaupten. (Zugegeben sind die Zusammenhaenge ein wenig kompliziert, aber es ist eine schoene Theorie.)