Die Geheimwissenschaft im Umriss
Rudolf Steiner
Finde dieses Buch bei buch7.de | eurobuch.com | buchhandel.de | books.google.com ASIN=3727460113, Category: Philosophy, Language: D, cover: PB, pages: 443, year: 1920.
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Rezension © (2004) by interesting-books-selector.com
RS schreibt in der "Geheimwissenschaften" (p35; alle Seitenangaben beziehen sich im folgenden auf die Originalausgabe der 15.ten Auflage, 1920), dass das "Ich" das Vergangene in die Gegenwart rettet, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Das unterscheidet uns von den Tieren (und auch von Pflanzen). Diese Erkenntnis deckt sich soweit mit den Ergebnissen der Hirnforschung (siehe z.B.: Wolf Singer).
"Dasjenige was dem Wissen Dauer gibt, bezeichnet man als Seele."
-- Zitat RS, p39.
RS wurde nach Veröffentlichung des Buches Mysterienverrat vorgeworfen. Das alleine sollte Antrieb genug sein, dieses Buch zu lesen. Aber diejenigen, die noch nicht soweit sind "das Verborgene in allem Offenbaren" (p44) zu verstehen, schlafen beim Lesen der ersten 50 Seiten ständig ein und viele werden es deshalb sowieso nicht zu Ende lesen. Interessant ist z.B. zu erfahren (p49), wie "wahre" Kunst auf den Empfänger wirkt und warum die Kunst eine ungeheure Bedeutung für die menschliche Entwicklung hat. Wenn der Künstler z.B. ein Komponist ist, dann ist der Hörer einer Interpretation dieser Musik der Empfänger der äusseren Form (Ton) des Kunstwerkes. Die geistigen Untergründe dieser Form kann er mit Vorstellung und Gefühl durchdringen kann, so dass sein "Ich" Impulse empfängt, die bis auf den Lebensgeist wirken. Dem Lebensgeist (Ätherleib) entspricht "Buddhi" in der morgenländischen Weisheit; das Geistselbst (Astralleib) entspricht "Manas".
Obwohl RS ein Theosoph der europäischen Mystik war, kann man "Die Geheimwissenschaft" mit Kalu Rinpoches Buch parallel lesen ohne Widersprüche zu finden.
Es lohnt sich einige Kapitel der "Geheimwissenschaft" mehrfach zu lesen. RS ersetzte für mich auf brilliante Weise einen Grossteil der Buddhismus-Literatur. Seine Darstellungen sind logisch aufgebaut und kommen ohne die m.E. für westliche Kulturkreise übertriebene Symbolik des Buddhismus aus, die mir jetzt allenfalls nur noch als Ergänzung dient.
Nicht nur die "Geistesschüler"-Übungen, sondern auch alles was RS über Wiedergeburt und über die Auswirkungen des Karmagesetzes schreibt, fand ich sehr interessant.
Der Buddhismus ist keine dogmatische Religion, sondern eine Philosophie. Das gleiche gilt für die Schriften von RS, der im übrigen die buddhistische Lehre sehr gut kannte.
Es ist empfehlenswert, "Die Philosophie der Freiheit" (1894) vor und die "Wie erlangt man die Erkenntnis der höheren Welt?" (in englisch "Knowledge of the Higher Worlds and Its Attainment") nach der "Geheimwissenschaft" (1904) zu lesen.
- "Die Philosophie der Freiheit"
enthält nichts aus den Mitteilungen der Geisteswissenschaften selbst, sondern
sie gibt wieder, was der menschliche Gedanke sich erarbeiten kann,
wenn das Denken sich nicht den Eindrücken der physisch-sinnlichen Aussenwelt hingibt,
sondern nur sich selbst. Es arbeitet dann das reine Denken,
nicht bloss in Erinnerung an Sinnliches sich ergehende in dem Menschen,
wie eine in sich lebendige Wesenheit."
Für diejenigen, die es nicht abwarten können in "Die Geheimwissenschaft" hineinzuschmecken, im folgenden einige Auszüge.
- ... "daß der Eintritt in diejenigen Gebiete des übersinnlichen Daseins, nach denen man zu allererst begehrt,/i>,
einem erst dann beschert wird, wenn man sich auf ernsten und schwierigen, nur den allgemeinen Erkenntnisfragen
zugeneigten Wegen um das bemüht hat, was Aufschluß über den Sinn des Lebens gibt."
- "Durch die Erweckung der Seele in einen höheren Bewusstseinszustand,
tritt eine ungebrenzte Bereicherung der Seelenerlebnisse ein.
Durch keine Erkenntnisse der Sinnenwelt kann man eine
solche Beseligung, befriedigende Gemütsverfassung und innere Wärme
empfinden, wie durch dasjenige, was sich einer Erkenntnis erschliesst,
die nicht den physischen Sinnen zugänglich ist. Kraft und Lebenssicherheit
strömt aus einer geistigen Welt in den Willen ein."
-
"Bei der Pflanze sehe ich, wie sie den reinen Gesetzen des Wachstums folgt
von Blatt zu Blatt, wie sie die Blüte leidenschaftslos dem keuschen
Sonnenstrahl öffnet. Zu den rein erscheinenden Kräften der Pflanze
hat der Mensch in seinem Wesen Triebe, Begierden und Leidenschaften
hinzutreten lassen, denen er in seinem Verhalten folgt. Durch seine
seelische Entwicklungsfähigkeit kann das Niedere in diesen Trieben
und Leidenschaften vernichtet und auf einer höheren Stufe wiedergeboren werden."
- "Bei dem Geistesschüler tritt als Übergangszustand
in der einen oder anderen Form das ein,
was man Kontinuität des Bewusstseins nennen kann.
(Die Fortdauer des Bewusstseins während des Schlafens.)"
Nun in Form von wenigen Auszügen ein Schnellkursus der drei Entwicklungshauptstufen, von der imaginativen Welt über Inspiration zur Intuition:
- "Das zweite, neugeborene Ich kann
nun zum Wahrnehmen in der geistigen Welt
geführt werden. In ihm kann sich entwickeln, was
für diese geistige Welt die Bedeutung hat, welche
den Sinnesorganen für die sinnlich-physische Welt zukommt.
Diese Entwicklung führt in ungeahntem Masse
zu einer Verstärkung der Seelenkräfte der Selbstliebe.
Die Willensschulung muss der Geisteschulung zur Seite gehen,
denn es gilt diesen Selbstsinn zu besiegen.
Es ist ein starker Trieb da, sich in der Welt beseligt zu fühlen,
welche man sich erst selbst herangebildet hat. Und man muss das
auslöschen, um das man sich erst mit aller Anstrengung bemüht hat.
In der erreichten imaginativen Welt muss man sich auslöschen.
Dagegen aber kämpfen die stärksten Triebe des Selbstsinnes an."
- "Man wird durch die Ausbildung des Denklebens mehr ein
Beobachter dessen, was man an sich erlebt, während
man ohne das Denkleben unbesonnen in dem Erlebnis drinnen steht."
- "Damit sind die fünf Eigenschaften der Seele genannt,
welche sich in regelrechter Schulung der Geistesschüler anzueignen hat:
die Herrschaft über die Gedankenführung, die Herrschaft über Willensimpulse,
die Gelassenheit gegenüber Lust und Leid, die Positivität im Beurteilen der Welt,
die Unbefangenheit in der Auffassung des Lebens."
- "Die Beherrschung der Gedanken und Empfindungen muss [der Geistesschüler]
so weit bringen, dass die Seele die Macht erhält, Zeiten
vollkommener innerer Ruhe herzustellen, in denen der Mensch
seinem Geiste und seinem Herzen alles fern hält, was das alltägliche,
äussere Leben an Glück und Leid, Befriedigung und Kümmernissen,
ja an Aufgaben und Forderungen bringt."
- "... dass das menschliche Denken, wenn es sich energisch innerlich aufrafft,
mehr begreifen kann, als es in der Regel wähnt."
- "Es ist dabei kein Widerspruch, dass man doch
den Inhalt seiner Gedanken aus den Mitteilungen der Geistesforscher [z.B. aus
den Schriften von RS] schöpft.
Die Gedanken sind dann bereits da, wenn man sich ihnen hingibt; aber
man kann sie nicht denken, wenn man sie nicht in jedem Falle in der
Seele wieder neu nachschafft. Darauf eben kommt es an, dass der
Geistesforscher solche Gedanken [in den Geistesschülern]
wachruft, welche diese aus sich erst holen müssen,
während derjenige, welcher Sinnlich-Wirkliches beschreibt, auf
etwas hindeutet, was von [den Geistesschülern] in der Sinnenwelt
beobachtet werden kann."
- "Die imaginative Welt ist ein unruhiges Gebiet. Es ist überall
nur Beweglichkeit, Verwandlung in ihr; nirgends sind Ruhepunkte. - Zu solchen
Ruhepunkten gelangt der Mensch erst, wenn er sich über die imaginative Erkenntnisstufe
hinaus zu dem entwickelt, was die Erkenntnis durch Inspiration genannt werden kann.
Imagination erlaubt die Verwandlung eines Vorganges in einen anderen
wahrzunehmen. Durch Inspiration lernt man innere Eigenschaften
von Wesen kennen, welche sich verwandeln - also in deren geistiges Innere
einzudringen. Ohne die Erkenntnisse durch Inspiration verbliebe die imaginative
Welt wie eine Schrift, die man anstarrt, die man aber nicht zu lesen vermag."
- "Die Verwandlung einer Pflanze vom Blütenzustand zum Fruchtzustand,
ist eine Wesenheit, die während des Blühens die Pflanze wie eine
Wolke von oben bedeckt und umhüllt hält. Die Pflanze ist
vor der Befruchtung in einem Sonnenzustand, nach derselben
in einem Mondenzustand, so wie die Erde war, als sich die Sonne
abgetrennt hatte und die Mondenkräfte noch in ihr waren.
Auch der kleinste Vorgang in der Welt wird nur dann begriffen,
wenn in ihm ein Abbild grosser Weltvorgänge erkannt werden."
- "Die Wesenheiten in ihrem Inneren selbst zu erkennen, kann intuitive
Erkenntnis genannt werden. (Intuition ist ein Wort das im gewöhnlichen
Leben missbraucht wird, für eine unbestimmte Einsicht in eine
Sache, die zuweilen mit der Wahrheit übereinstimmt, deren Berechtigung aber
zunächst nicht nachweisbar ist. Hier bezeichnet es die Erkenntnis
von höchster, lichtvoller Klarheit, deren Berechtigung man sich,
wenn man sie hat, in vollstem Sinne bewusst ist) - Ein Sinneswesen
erkennen, heisst, ausserhalb desselben stehen und es nach dem
äusseren Eindrucke beurteilen. Ein Geisteswesen durch Intuition
erkennen, heisst völlig eins mit ihm geworden zu sein, sich
mit seinem Inneren vereinigt zu haben."
- "Wer in seiner Kindheits- und Jugendzeit mit hingebungsvoller Bewunderung
zu Personen wie zu hohen Idealen hinaufschauen konnte, in dessen
Seelengrund ist etwas, worinnen übersinnlichen Erkenntnisse besonders gut
gedeihen. Und wer bei reifem Urteile im späteren Leben zum Sternenhimmel
blickt und in restloser Hingabe die Offenbarung hoher Mächte bewundernd empfindet,
der macht sich reif zum Erkennen der übersinnlichen Welten."
- "[In der physisch-sinnlichen Welt] bekommt man durch Sinne
Wahrnehmungen und macht sich dann über diese Wahrnehmungen Vorstellungen
und Begriffe. Im Gegensatz dazu ist die Erkenntnis
beim Wissen durch Inspiration unmittelbar da; es gibt kein Nachdenken
nach der Wahrnehmung. Was für das sinnlich-physische
Erkennen erst hinterher im Begriffe gewonnen wird, ist bei
der Inspiration zugleich mit der Wahrnehmung gegeben."
- "Eine Pflanze der sinnlichen Welt bleibt, wie sie ist, was auch des Menschen
Seele über sie fühlt oder denkt. Das ist bei den Bildern der seelisch-geistigen
Welt zunächst nicht der Fall. Sie ändern sich, je nachdem der Mensch
dieses oder jenes empfindet oder denkt. Dadurch gibt ihnen der Mensch ein Gepräge,
das von seinem eigenen Wesen abhängt."
- "Der Mensch entwickelt im gewöhnlichen Leben
sein Ich, sein Selbstbewusstsein, das als Anziehungs-Mittelpunkt auf alles,
was zum Menschen gehört wirkt.
Alle seine Neigungen, Sympathien, Antipathien, Leidenschaften, Meinungen
usw. gruppieren sich gleichsam um dieses Ich herum. Und es ist dieses Ich
auch der Anziehungspunkt für das, was man Karma des Menschen nennt.
Wer in richtiger Art zürst in der physischen Welt durch seinen Verstand das Karmagesetz begriffen hat, der wird nicht besonders erbeben können, wenn er nun die Keime seines Schicksals eingezeichnet sieht in dem Bilde seines Doppelgängers, auch der "Hüter der Schwelle" genannt, welche vor der geistig-seelischen Welt ist. Diesem "Hüter der Schwelle" begegnen wir beim Betreten der übersinnlichen Welt und beim Durchgang durch den physischen Tod."
- "Durch die Geister der Form [laut Rs also nicht nur durch das
im Genom kodierte Phenomenon in Zusammenarbeit mit den Umgebungsbedingungen
oder wie anschaulicher in der "Inneren Statue" von
Francois Jacob
gezeigt] erhält der Mensch sein selbständiges "Ich".
Im Menschen der Erde muss die Liebe ihren Anfang nehmen. Aus alledem, was das "Ich" in sich entfalten kann, soll Liebe werden. In das Innerste des menschlichen Wesenskernes ist damit der Keim der Liebe gesenkt. Und von da aus soll er in die ganze Entwicklung [des Kosmos] einströmen.
Wie sich die vorher gebildete Weisheit in den Kräften der sinnlichen Aussenwelt der Erde, in den gegenwärtigen "Naturkräften" offenbart, so wird sich in Zukunft die Liebe selbst in allen Erscheinungen als neue Naturkraft offenbaren.
Die Erkenntnis, dass alles, was der Mensch vollbringt eine Aussaat ist, muss als Liebe reifen. Und soviel Kraft der Liebe entsteht, so viel Schöpferisches wird in Zukunft geleistet. Diese Entwicklung führt zur Vergeistigung, indem er sich als ein selbständiges Glied in der geistigen Welt fühlt.
Die "Weisheit der Aussenwelt" wird, von einem Erdenzustande an, innere Weisheit im Menschen. Und wenn sie da verinnerlicht ist, wird sie Keim der Liebe. Weisheit ist die Vorbedigung zur Liebe; Liebe ist das Ergebnis der im Ich wiedergeborenen Weisheit."
Das gesamte Buch "Die Geheimwissenschaften" ist auch in englisch online: "Occult Science".
Hier der von RS vorgeschlagene Leitfaden zum erreichen der höheren erkenntnis im sinne der einweihung (initation), gekürzt aus Seite 419:
- studium der Geisteswissenschaft (d.h. seine bücher).
- erwerb der imaginativen erkenntnis.
- lesen der verborgenen schrift (entsprechend der inspiration).
- sich-einleben in die geistige umgebung (entsprechend intuition).
- erkenntnis der verhältnisse von mikro- und makrokosmos.
- sich Einswerden mit dem makrokosmos.
- Gesamt-erleben der vorherigen erfahrungen als Eine Grund-Seelenbestimmung.
lt. RS sollte man sowohl jegliche überschwengliche freude, sowie den trieb des unwillkürlichen weinens ablegen, sich bewusst sein, wie man fühlen, erfahrung und denken zusammenhängen,
lt. RS gibt nur drei wege, ähnlich des dharma der buddhisten:
- den rein geistigen
("Die Philosophie der Freiheit". schwer zu lesen für nicht-logik-freunde).
vorteil: es geht ganz ohne körperlich und geistige konzentrationsübungen. d.h. man kann diesem weg überall in jeder lebenslage gehen. es geht um die reine erkenntnis der funktionsweise des denkens. - den weg der imagination/inspiration/intuition,
den man mit der rosenkreuz-visualisierung* klassifizieren könnte.
vorteil: weniger abstrakt. geeignet für leute, die nicht abstrakt und selbstbezüglich (rekursiv) denken können oder wollen. hier ist täglich 5 min. meditation bei absolut unverspannter verfassung und bei absoluter ruhe nötig. am besten morgens vor dem frühstück würde ich sagen. beten ist nicht notwendig. (sowas habe ich in keinem seiner wichtigsten zehn Bücher gefunden, obwohl er nie etwas gegen die christliche oder andere religionen sagte.) - der reine gefühlsweg. dazu ist für eine zeitlang der rückzug in die vollkommene abgeschiedenheit nötig. erfolg aber m.W. nach nur bei denen möglich, die ein starkes seelenleben empfinden.
Viel Glück und Erfolg!
*) die RS-rosenkreuz-visualisierung in vier zeilen zusammengefasst geht in etwa wie folgt: versuche sieben rote rosen im kreis angeordnet auf einem schwarzen Kreuz im geiste zu visualisieren, ohne an was anderes zu denken, nachdem du dir rote rosen alleine und den darin strömenden roten pflanzensaft und davor noch normale blumen mit den darin strömenden grünen pflanzensaft vorgestellt hast.
Die Rosenkreuz-Meditation" Wer hat dem Kreuze Rosen zugesellt?"-- Zitat aus Goethes unvollendetem Märchen "Die Geheimnisse", siehe The Mission of Rudolf Steiner von Dr. Ernst Katz, Nov-2004.
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Einige erklärende Zitate zum Rosenkreuzerspruch"[So] wie er sich als Erdenmensch eingebettet fühlt in der Erdenentwicklung, so erkennt er sich als geistiges Wesen in diesem göttlichen Urquell alles Lebens. Im Innern der Seele lebt die Christus-Kraft, in dem selbstbewußten geistigen Kern in der Ich-Kraft. Über die Leibeshüllen hinaus lebt sie sich dar als der Geist aller Dinge, der Heilige Geist, als eine höhere Ich-Kraft, die das wahre unvergängliche Zentrum alles Seins ist. Im Innern der Seele lebt die Christus-Kraft, in dem selbstbewußten geistigen Kern in der Ich-Kraft. Über die Leibeshüllen hinaus lebt sie sich dar als der Geist aller Dinge, der Heilige Geist, als eine höhere Ich-Kraft, die das wahre unvergängliche Zentrum alles Seins ist.Wenn der Mensch sich so erkennt als ein geistiges Wesen in diesem Allgeist, so kann er empfinden die Bedeutung der Worte aus dem Rosenkreuzerspruch: «In dem Heiligen Geist werde ich wiedergeboren», denn als neues Wesen steht er da seinem früheren Menschen gegenüber, ein Wesen, das zunächst sich aneignen muß die Eigenschaften und Fähigkeiten, welche es braucht in diesem geistigen Leben, so wie ein Kind lernen muß, seine leiblichen Organe zu benützen in der physischen Welt. Und wiederum muß dieses geistige Wesen in sich erleben die drei geistigen Kräfte, die sich in der kosmischen Entwicklung offenbaren als Fühlen, Denken, Wollen, als Liebe, Weisheit, Kraft. Denn wie das Kind zunächst lernt zu stehen und zu gehen, so muß der Mensch lernen, Richtung und Weg zu finden in der geistigen Welt. Dieses kann nur angeeignet werden mit dem Gefühl, indem er sich allem liebevoll gegenüberstellt. Dann muß er lernen, die Wahrheit zu erkennen, dadurch, daß er die Weltenweisheit, die in ihm ertönt, verstehen lernt, die Laute aus der geistigen Welt in sich erklingen läßt und ihre Bedeutung ahnt, so wie das Kind die Sprache verstehen lernt. Dann lernt er allmählich erkennen das wahre Leben im Geiste, indem er in sich selber ein Zentrum erlebt, von dem seine eigenen Willens- und Lebensimpulse ausgehen, so daß er selber sich offenbaren kann in dem Sprechen und in seinem Wesen. Daher spricht der Christus Jesus die Worte: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Niemand kann durchdringen zu dem wahren geistigen Ursprung alles Seins, zu dem Vater, wenn er nicht diese drei Kräfte sich in seinem Geiste ausgebildet hat und sie in der richtigen Art verbindet. Es stellt sich die Entwicklung des Menschen in demjenigen Symbolum dar, welches gehört zu dem tief bedeutsamen Rosenkreuzerspruch, in dem schwarzen Kreuz mit den roten Rosen. Es empfindet der Mensch dieses Symbolum als etwas Lebendiges, in welchem leben und weben die geistigen Kräfte, die ihn aufgebaut haben so, wie er aus der Gottheit herausgeboren ist. Dann aber weiß er, daß weitere Entwicklung seiner Seele möglich ist durch Anstrengung seiner eigenen Kräfte. Er weiß, daß nicht nur sein Blut rein werden soll wie der rote Pflanzensaft der Rosen, daß auch das schwarze Kreuz sich umwandeln muß, indem er seine Hüllennatur läutert und über das bloß Persönliche hinauswächst, wenn er sich hingibt an etwas unendlich Größeres. Dann stirbt er in dem Christus, und vor seiner Seele verwandelt sich das dunkle, schwarze Kreuz in ein leuchtendes, strahlendes Kreuz. Die roten Rosen erweitern sich zu einem unendlichen Kreise, wenn die Seele sich immer mehr in den Makrokosmos einlebt, bis sie sich selber als dieser Kreis empfindet. Im allumfassenden Makrokosmos erlebt sich dann der Mensch in einem neuen Dasein. Dann, auf geheimnisvolle Weise, verwandeln sich die Farben des Symbolums, die Rosen
zeigen sich grün, das Kreuz weiß. Ahnen kann die Seele nur die volle Bedeutung, indem sie
empfindet die Kraft, welche ihr entgegenströmt. Wie aus höheren Geistessphären ihr
entgegenstrahlend schaut und erkennt die Seele dieses heilige Symbol. Streng und kraftvoll
zeigt es sich als eine Aufforderung zur stetigen Arbeit, damit einmal erreicht werde das große
Ideal, welches ein jeder einzelne Mensch verwirklichen kann, wenn er wiedergeboren wird in
dem heiligen Geist."
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"Betrachten wir das Rosenkreuz: das Holz des Kreuzes, das ist das Tote, die
Rosen sind das Leben, das daraus hervorsprießt."
-- Zitat aus dem Kapitel "Das Dreieck mit dem Auge" - Das Kreuz (Rosenkreuz) beim Altar des Ostens. Aus Instruktionsstunde, München, 12. Dezember 1906; in GA265. |
... "Wir haben auch davon gesprochen, wie beim Tode des Christus Jesus auf Golgatha der
physische Leib in die physischen Substanzen der Erde eingedrungen ist und wie daraus für
einzelne Menschen die Kraft entsprungen ist, um in den ersten nachchristlichen Zeiten die
Märtyrerschaft durchzumachen. Zu seiner Zeit hat auch der Ätherleib des Christus als
Äthersubstanz sich in die Erde aufgelöst und dadurch hat sich für einzelne Individualitäten die
Möglichkeit eröffnet, diese Äthersubstanz in sich aufzunehmen, und dadurch konnten gewisse
Verrichtungen durch diese Individualitäten hier auf Erden geschehen.
Auch der Astralleib des Christus gelangte in einer bestimmten Zeit in die Astralsubstanz (aura) der Erde und damit konnten auch wiederum menschliche Astralhüllen umkleidet werden, die gewisse Geschehnisse auf Erden zeitigten. Und jetzt wird die Ich-Substanz Menschen mitgeteilt werden können. Denn wenn auch Jesus von Nazareth bei der Taufe seine drei Hüllen verlassen hat, so blieb doch auch ein Teil der Ich-Substanz bei den Hüllen, und so wurde auch diese Kraft der Erde eingefügt. Das Neue, was jetzt allmählich den Menschen (mitgeteilt) geoffenbart werden wird, ist eine Erinnerung oder Wiederholung desienigen, was Paulus bei Damaskus erlebt hat. Er schaute die Äthergestalt des Christus. Daß diese aber étzt für uns sichtbar werden soll, rührt von der Tatsache her, daß in der Ätherwelt gleichsam ein neues Mysterium von Golgatha sich abgespielt hat. Das, was hier in der physischen Welt bei der Kreuzigung stattgefunden hat infolge des Hasses der nicht verstehenden Menschen, das hat sich jetzt auf dem Ätherplan wiederholt durch den Haß der Menschen, die als Materialisten nach dem Tode in die Ätherwelt eingetreten sind. Man halte sich noch einmal vor die Seele, wie bei dem Mysterium von Golgatha ein Kreuz
aufgerichtet wurde aus totem Holz, an dem der Leib des Christus hing. Und dann schauen wir
jenes Kreuzesholz in der Ätherwelt als sprießendes, sprossendes Holz, grünes, lebendiges
Holz, das durch die Flammen des Hasses verkohlt ist und an dem nur noch die sieben
blühenden Rosen erscheinen, die siebenfache Natur des Christus darstellend, dann haben wir
da das Bild von dem zweiten Mysterium von Golgatha, das sich etzt in der Ätherwelt
abgespielt hat. - Und durch dieses Absterben, dieses zweite Sterben
des Christus, ist es möglich geworden, daß wir jenen Ätherleib schauen werden. Die
Verdichtung, den toten Teil des Ätherleibes des Christus Jesus werden die Menschen schauen."
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"In der Atlantis hatte für
die Menschen alles, was sie in der Natur um sich hatten, eine wahrnehmbare Sprache. Die
Weisheit (in den Wassern enthalten) tönte ihnen ihr Tao entgegen. Im Tautropfen haben wir
in unserer Sprache dieselbe Bezeichnung, wie sie das Wort Tao ist für das, was die Wasser
der Weisheit den Menschen offenbarten. Tau heißt auf lateinisch: ros, und Kreuz: crux. Roscrux
bezeichnet beides dasselbe: das Tao-Zeichen, das Kreuz und den Tau auf den Pflanzen.
Dies ist die esoterische Bedeutung des Rosenkreuzes."
-- Notizen von einer Instruktionsstunde ohne Orts- und Datumangabe; in GA265. |
Zusätze (12-Nov-2009)
1) Man beachte auch die, die Geheimwissenschaft im Umriss betreffenden Aussagen
bzgl. des Trinitätproblems und des Christus-Bewusstseins in
"Anthroposophie und Christengemeinschaft"
von Karl Ballmer.
2) Eine kritische Stimme zu
Steiners Geheimwissenschaft und Anthroposophie:
Auszug aus "Vom Jenseits der Seele, Die Geheimwissenschaften
in kritischer Betrachtung" von Max Dessoir (1867 — 1947).
P.S.: Eine kleine Anektode zum Schluss. Am 09-Mai-2004 sendete B2 Radio einen Vortrag von RS zur Reinkarnation, Rosenkreuz Mission und Akasha Chronik. Als ich daraufhin nachforschte was RS noch über Akasha geschrieben hat, erhielt ich durch eine fehlerhafte Interpretation des Ergebnisses eines Suchbefehls das folgende, zusammenhängende Zitat aus dem Vortrag von RS am 10-Okt-1913:
"The soul in the spiritual world is hardly more than a few patches of color."
Das fand ich so wunderschön, dass ich es Ihnen nicht vorenthalten wollte!
Es muss aber betont werden, dass RS das so nicht gesagt hat.
Der obige Satz ist zufällig aus zwei Textfragmenten in dem Vortrag entstanden
in dem RS über "investigating how Leonardo da Vinci created his famous picture" sprach.